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Stryj und der benachbarten Dörfer

Die Geschichte der deutschen Gemeinde Stryj und der benachbarten Dörfer


Die Geschichte der deutschen evangelisch-lutherischen Gemeinde von Stryj beginnt mit der vom Kaiser Joseph II. eingeleiteten Kolonisation und der Ausgabe eines Siedlungspatents am 17. September 1781.
 
Die erste Erwähnung der Gründung einer protestantischen deutschen Gemeinde in Stryj geht in das Jahr 1799 zurück. Am Sonntag nach Ostersonntag 20. April 1800 wurde der erste protestantische Gottesdienst abgehalten.
 
Als Initiator des Kirchenbaus in Stryj gilt der Kaufmann Karl Werner, Patron der deutschen Pfarrei in Lemberg. Als er 1854 in Stryj unterwegs war, erfuhr er von der großen Sorge der Kirchengemeinde von Stryj und spendete 315 Gulden, die zum Grundstock für den Bau der Kirche wurden. Bereits im Herbst 1854 konnte der Grundstein gelegt werden und neun Jahre später wurde die Kirche am 11. Oktober 1863 feierlich geweiht.
 
Der Oberste Kirchenrat in Wien verlegte das Pfarramt aus Gelsendorf nach Stryj und somit entstand dort eine eigenständige Kirchengemeinde am 2. Juni 1896; am 6. Januar 1899 wurde ein Pfarrhaus geweiht.
 
Die Kirchengemeinde Stryj entwickelte sich und zählte 1885 bereits 1.669 Mitglieder – sie war zweimal so groß wie die Gemeinden in Gelsenkirchen und Bolechów.
 
Eine evangelische Schule entstand zuerst im ukrainischen Dorf Hrabowez, 3,5 Kilometer von der Stadt Stryj entfernt. Im September 1909 wurde die „Evangelische Schule zum 60. Jahrestag der Regierung von Kaiser Franz Joseph“ in Stryj eröffnet.
 
Am 7. Juli 1907 wurde in der evangelischen Schule von Hrabowiec der Bund der christlichen Deutschen gegründet und am 18. August 1907 die Zeitung „Deutsches Volksblatt für Galizien” eröffnet.
 
Der Beginn des 1. Weltkrieges am 28. Juli 1914, das Eindringen der russischen Armee und die neunmonatige russische Besatzung lähmten das Kirchenleben in dieser Region und die Kirchengemeinde in der Stadt.
 
Nach der Befreiung der Stadt Stryj von russischer Besatzung lebte das Kirchenleben wieder auf und zum Jahrestag der Reformation 1917 wurde in der Kirche von Stryj das erste kirchliche Konzert veranstaltet.
 
Nach dem Zerfall Österreichs und dem polnisch-ukrainischen Krieg 1918/1919 wuchs die deutsche Diaspora. Viele Familien von Militärs aus ganz Österreich kamen in die Heimatstadt. 1924 zählte die deutsche Bevölkerung in der Region fast 1.900 Personen, davon zirka 800 in Stryj, über 300 in Hrabowiec, über 200 in Duliby, mehr als 100 in Uhersko, zirka 300 in Skole und der Rest in den umliegenden ukrainischen Dörfern.
 
In Stryj wurde der erste Kindergarten der Stadt eröffnet. Dank den Bemühungen der Praktikantin des Kindergartens in Stryj, Anna Berges, gelang es, einen eigenen Kindergarten und ein Kinderchor in Hrabowiec 1928 zu gründen. Etwas später entstand auch ein Kindergarten in Duliby.
Der Bau eines „Evangelischen Gemeindehauses“, das im Volke „Deutsches Haus“ genannt wurde, auf einem breiten Gelände der Schule dauerte neun Jahre (1925 bis 1934).
 
Auf der Grundlage des sowjetisch-deutschen Vertrags über Umsiedlung vom 3. November 1939 nahm eine Umsiedlungskommision ihre Arbeit in Stryj auf.
 
Am 11. Dezember 1939 und am 3. Januar 1940 fuhren vom Bahnhof Stryj Güterzüge mit 52 Waggons und je 25 Personen in jedem Waggon – 1.300 Deutsche aus der Stadt und umliegenden Dörfern. Somit ging die Geschichte der evangelischen deutschen Gemeinde in Stryj zu Ende.

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