ua de

Mühlbach

So hieß die deutsche katholische Kolonie, die sich 25 Kilometer von Lemberg in Richtung Südosten zwischen den Dörfern Pjatnytschany und Sokoliwka befand.
Mühlbach wird zum ersten Mal am 30. April 1786 schriftlich erwähnt. Die Kolonie wurde unter Joseph II., als sich der österreichische Staat um Umsiedler kümmerte und Hilfe leistete, gegründet. Die ersten 16 Familien kamen nach Mühlbach aus der Umgebung von Koblenz und aus Luxemburg.
In unmittelbarer Nähe zu Mühlbach wurden in der Nähe der Stadt Bibrka zwei weitere katholische Kolonien gegründet – Ernstdorf, heute Blahodatiwka (1784, 10 Familien) und Rehfeld, heute Ortsteil von Sernyky (1786, 14 Familien).
 
Eine Gemeindekirche für die drei Kolonien befand sich im benachbarten Dorf Sokoliwka, dort gab es auch ein Postamt.
Das staatliche Programm zur Gründung dieser und anderen Josephinischen Kolonien entsprach klaren Regeln. Nachdem deutsche Ingenieure und Architekten einen Plan entworfen haben, wurde er bestätigt, die Anzahl der Siedlerfamilien und der Ort der Kolonie wurden festgelegt. Als die notwendige Anzahl der Kolonisten vorhanden war, wurde mit dem Bau der Häuser und der Wirtschaftsgebäude begonnen.
 
Die Wohnhäuser wurden beidseits der Straße in gleicher Entfernung voneinander erbaut, geräumig, mit einem Wohnzimmer, einer Diele, einer Küche, einem Ofen und einer Speisekammer. Ställe für 6 Rinder wurden nach Wunsch der Kolonisten entweder am Haus angebaut oder standen getrennt davon. Jeder Landwirt erhielt alle notwendigen Geräte und Vieh. Rinder wurden auf dem örtlichen Markt gekauft. Landwirtschaftliche Geräte wurde hauptsächlich von deutschen Meistern gefertigt, die ebenfalls nach Galizien kamen.
 
1846 verdienten die Bauern aus Mühlbach Geld durch den Verkauf von Sand und Stein für den Bau der Straße Lemberg-Stanislau. Für dieses Geld wurde eine Schule aus Stein mit einem Wohnzimmer und einem Schlafzimmer für den Lehrer statt des alten hölzernen Schulhauses errichtet. Der Lehrer wurde für jeden Schüler bezahlt, außerdem erhielt er Lebensmittel von den Bauern. Der Unterricht lief nur im Winter, im Sommer waren Kinder in ihren Familienwirtschaften beschäftigt. Die deutsche Privatschule wurde 1888 verstaatlicht. Und obwohl der Unterricht noch in deutscher Sprache stattfand, wurde der polnische Einfluss immer stärker. Der Religionsunterricht und Gottesdienste wurden nur in polnischer Sprache abgehalten. Gemischte Ehen wurden immer seltener. 1908 gingen 11 Familien aus Mühlbach in die Emigration nach Brasilien. Seit diesem Moment wurde die Dorfbevölkerung immer stärker polonisiert. Es gibt keine schriftlichen Einträge über Mühlbach vor, während und nach dem 1. Weltkrieg. Es ist bekannt, dass die Schule 1923 keinen deutschen Charakter mehr hatte, Deutschunterricht wurde vollständig eingestellt und die Schule 1927 geschlossen. Nun mussten die Kinder die polnisch-ukrainische Schule in Pjatnytschany besuchen.
In den 1920-er Jahren gab es einen Versuch, die deutsche Schule und das Deutschtum mit Hilfe des Verbands deutscher Katholiken wiederzubeleben, aber dieser Versuch scheiterte. Der Verbandsvorsitzende damals war Ludwig Wagner, ein Nachkomme der ersten deutschen Siedler. Er konnte Mittel für die neue deutsche Schule beschaffen. Doch die polnische Verwaltung baute in der Nähe eine unentgeltliche staatliche polnische Schule, deshalb schickten die Eltern ihre Kinder eben dorthin und das Gebäude der deutschen Schule stand bis zum Jahr 1940, als alle Deutschen ausgesiedelt wurden, leer.
 
1934 lebten in Mühlbach 116 Deutsche, 68 Polen, 40 Ukrainer und 15 Juden. Die polnische einklassige Schule besuchten 23 deutsche und 15 polnische Kinder. Den Deutschen gehörten im Dorf 22 Wohnhäuser, 35 Wirtschaftsgebäude und 163 Morgen Land.

×