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Rachinja

Ungefähr in der Mitte des 19. Jh. (ein genaues Datum ist nicht bekannt) bildete sich im ukrainischen Dorf Rachinja in der Nähe von Dolyna eine ständige deutsche Gemeinde heraus. Die meisten Deutschen in Rachinja stammten wohl aus der naheliegenden katholischen Gemeinde Hoffnungsau, einer Kolonie der Böhmen-Deutschen.
 
Gemäß dem Bericht, der in einer periodischen Ausgabe des Bundes der deutschen Katholiken 1911 erschienen war, wurde mitgeteilt, dass es im Dorf 45 Bauernwirtschaften gibt, deren Besitzer mit Ausnahme eines einzigen römisch-katholisch waren. Laut dieser Veröffentlichung war die Hälfte der Familienväter zu der Zeit in Amerika, wo sie in einer Fabrik arbeiteten.
 
Die deutsche Gemeinde in Rachinja erfuhr Anfang des 20. Jh. eine Polonisierung. Dazu trugen polnische Schule und polnische katholische Kirche im Dorf bei. Die Verbindung zum deutschen Kulturmilieu ging verloren, viele junge Mädchen und Jungen waren Mitglieder polnischer Vereine und Organisationen. In den 30-er Jahren kamen dank dem Verband deutscher Katholiken Galiziens deutsche Lehrer und richteten Deutschkurse für Kinder und Jugendliche ein, organisierten deutsche Feiern, Festspiele und sonstige Kulturmaßnahmen. Aber 1937 begann der polnische Staat Deutschstämmige zu unterdrücken und verbot strengstens irgendwelche Veranstaltungen in deutscher Sprache im Dorf durchzuführen.
 
Deutsche Lehrer, die in den 1930-er Jahren in Rachinja unterrichteten: Leopold Pikul, gebürtig aus Hoffnungsau, Ludwina Baumann aus Mariahilf, Josef Peternek aus Machlynez, Siegmund Kolmer und Brunhilda Reinpold.
 
1934 lebten im Dorf 289 Deutsche, davon 9 evangelische und der Rest Katholiken. Außerdem waren hier 560 Ukrainer, 30 Juden und 22 Polen.
In Rachinja gab es zu der Zeit eine zweiklassige polnische Schule, die 32 deutsche Kinder besuchten, die katholische Kirche des Dorfes gehörte zur Pfarrei Dolyna, alle Gottesdienste und der Religionsunterricht wurden in polnischer Sprache geführt.
 
Unter Deutschen gab es 3 Landwirte, 3 Bautischler, 49 Handwerker und Kleinbauern. Zum deutschen Besitz gehörten 132 Morgen Land, 55 Wohnhäuser und 56 Wirtschaftsgebäude.

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